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Bestrahlung erhöht Infarktrisiko

Wird Brustkrebs mit Radiotherapie bekämpft, steigt bei den Patientinnen die Gefahr für einen Herzinfarkt. Das zeigt eine britische Studie.

 

Von Beate Schumacher

OXFORD. Das Risiko für ein gravierendes Koronarereignis (Herzinfarkt, koronare Revaskularisierung oder KHK-bedingter Tod) steigt linear mit der mittleren auf das Herz applizierten Strahlendosis, und zwar pro Gray um 7,4 Prozent.
Einen unteren Schwellenwert scheint es dabei nicht zu geben, wie britische Forscher berichten (NEJM 2013; 368: 987-998).
An der bevölkerungsbasierten Fall-Kontroll-Studie waren 2168 Brustkrebspatientinnen beteiligt, die zwischen 1958 und 2001 bestrahlt worden waren. Bei 963 Frauen war ein schweres Koronarereignis eingetreten.
Wie stark die Strahlenbelastung des Herzens gewesen war, wurde anhand von Dosis und Bestrahlungsfeld errechnet. Die mittlere Gesamtdosis betrug 4,9 Gy, bei Bestrahlung der linken Brust war sie deutlich höher als bei Bestrahlung der rechten Brust (6,6 Gy und 2,9 Gy).

Risiko blieb mindestens 20 Jahre erhalten

Das erhöhte Koronarrisiko bestand schon innerhalb der ersten fünf Jahre (16,3 Prozent mehr Ereignisse) und blieb mindestens 20 Jahre erhalten (8,2 Prozent mehr Ereignisse).
Frauen mit kardialen Risikofaktoren hatten mehr koronare Komplikationen, aber eine Radiatio erhöhte die Ereignisrate bei ihnen in gleichem Maße wie bei Frauen ohne solche Risikofaktoren.
Kombiniert man die Ergebnisse mit westeuropäischen Daten zur Inzidenz von Koronarereignissen, lässt sich das absolute Risiko für eine bestrahlungsinduzierte KHK abschätzen: So steigert eine Radiatio, bei der die mittlere Dosis am Herzen 3 Gy beträgt, bei einer 50-jährigen nicht prädisponierten Frau das Risiko für einen vorzeitigen kardialen Tod von 1,9 auf 2,4 Prozent, für ein akutes Koronarereignis von 4,5 auf 5,4 Prozent.
Dieselbe Bestrahlung bewirkt bei einer 50-Jährigen mit mindestens einem kardialen Risikofaktor eine Zunahme des KHK-Sterberisikos von 3,4 auf 4,1 Prozent.

"Befunde nur die Spitze des Eisbergs"

Mit modernen Regimen ist das Herz heute niedrigeren Strahlendosen ausgesetzt als in der Studie. Trotzdem werden bei den meisten Brustkrebspatientinnen noch zwischen 1 und 5 Gy erreicht.
Einem Kommentar zufolge könnten die "Befunde nur die Spitze des Eisbergs darstellen" (NEJM 2013; 368: 1055-1056).
Eine Radiatio wird nämlich auch mit anderen kardialen Krankheiten assoziiert, die in dieser Studie nicht berücksichtigt wurden, etwa Perikarderkrankungen, Kardiomyopathie oder Arrhythmien. Zudem wirken Anthrazykline und HER2- Antikörper ebenfalls kardiotoxisch.

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