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Anastrozol schützt vor Brustkrebs

Der Aromatasehemmer Anastrozol senkt die Brustkrebsrate auch bei Frauen, die lediglich ein stark erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen.

LONDON. Der Aromatasehemmer Anastrozol könnte sich zur Prävention von Brustkrebs eignen.

In der IBIS-II-Studie senkte er bei postmenopausalen Frauen mit hohem Erkrankungsrisiko die Fünf-Jahres-Inzidenz um die Hälfte (Lancet 2013, online 12. Dezember).

In der randomisierten doppelblind geführten Studie war Anastrozol gegen Placebo verglichen worden. 1920 Frauen hatten fünf Jahre lang täglich 1 mg Anastrozol eingenommen, 1944 hatten Placebo geschluckt.

Alle Studienteilnehmerinnen im Alter zwischen 40 und 70 Jahren (medianes Alter 60 Jahre) waren postmenopausal und besaßen ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko.

49% hatten zwei oder mehr Verwandte ersten Grades mit Brust- oder Eierstockkrebs, 34% hatten eine Verwandte ersten Grades, die schon vor dem 50. Lebensjahr an Brustkrebs erkrankt war, bei 9% war ein lobuläres In-situ-Karzinom oder eine atypische Hyperplasie diagnostiziert worden, und 8% war kürzlich wegen eines Östrogenrezeptor-positiven duktalen In-situ-Karzinoms eine Brust abgenommen worden.

Während der medianen Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren hatten 40 Frauen aus der Verumgruppe (2%) und 85 Frauen (4%) aus der Placebogruppe Brustkrebs entwickelt. Die Anastrozolpatientinnen hatten damit ein um 53% geringeres Erkrankungsrisiko.

Für einen Follow-up von sieben Jahren wurden Brustkrebsraten von 5,6% und 2,8% abgeleitet.

36 Frauen müssten fünf Jahre lang behandelt werden

Das würde bedeuten, dass 36 Frauen fünf Jahre lang behandelt werden müssen, um innerhalb von sieben Jahren eine Krebserkrankung zu verhindern", schreiben die internationalen Studienautoren um Professor Jack Cuzick von der Universität in London.

Invasive Östrogenrezeptor-positive Karzinome und duktale In-situ-Karzinome wurden jeweils um mehr als die Hälfte reduziert. Erwartungsgemäß nicht beeinflusst wurde die Häufigkeit von invasiven Östrogenrezeptor-negativen Karzinomen.

Die chemopräventive Wirkung zeigte sich unabhängig von Alter, BMI und einer vorausgegangenen Hormontherapie. Im Hinblick auf Todesfälle (18 unter Anastrozol, 17 unter Placebo) und ihre Ursachen war kein Unterschied zwischen den Gruppen zu erkennen.

Nur zwei Drittel der Anastrozolpatienten hatten ihre Tabletten vorschriftsgemäß fünf Jahre lang eingenommen. 20% der Frauen hatten die Therapie wegen Nebenwirkungen beendet, in der Placebogruppe waren es 15%.

Unter dem Aromatasehemmer waren signifikant häufiger als unter Placebo muskuloskeletale und vasomotorische Beschwerden berichtet worden. Auch trockene Augen und Bluthochdruck waren vermehrt aufgetreten.

Die Ergebnisse sind, so Cuzick und Kollegen, vergleichbar mit denen, die mit Exemestan in einer allerdings nur drei Jahre dauernden Studie erzielt wurden. Anastrozol schneide jedoch besser ab als die SERMs Tamoxifen und Raloxifen in den publizierten Studien.

Daten stützen präventive Behandlung

"Aromatasehemmer sind die wirksamsten Substanzen zur Brustkrebsprävention", lautet daher ihr Fazit. "Unsere Daten sprechen stark für den Einsatz von Anastrozol zur präventiven Behandlung von postmenopausalen Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko."

Davon ist der Autor des begleitenden Editorials, David A. Cameron aus Edinburgh, jedoch nicht überzeugt.

"Das Problem aller Studien zur Brustkrebsprävention ist die Frage, ob es sich um die Vorbeugung von klinisch signifikanten, lebensbedrohlichen Tumoren handelt oder nur um die frühe Therapie von Tumoren, die aufgrund des Screenings überdiagnostiziert werden, oder um eine Mischung aus beidem."

Entscheidend sei die Senkung der Krebsmortalität - und die sei bisher in keiner Chemopräventionsstudie gezeigt worden. (bs)

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